Altdeutsche Deckung: Unterschied zwischen den Versionen

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==Behauen eines Deckstein==
 
==Behauen eines Deckstein==
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Beim Behauen eines Decksteins sind eine Reihe von Regeln zu beachten. Zunächst wird die Brust von der sichtbaren Seite des Steins behauen, da die Brustkante scharf sein soll. Danach wird der Stein gewendet.
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Als letztes wird immer der Kopf behauen. Somit kann man nämlich die Steingröße korrigieren, wenn beim Behauen vom Fuss die Spitze wegbrechen sollte. Wäre zu dieser Zeit der Kopf behauen, wäre der Stein unbrauchbar, weil zu klein.
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Im folgenden sieht man die Reihenfolge beim Behauen durch einen Rechtshänder. Die Steine sind von der Rückseite abgebildet.
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==Lochung==
 
==Lochung==

Version vom 4. September 2008, 18:34 Uhr

Einleitung

Die Deckung wird mit Decksteinen im normalen und/oder scharfen Hieb ausgeführt.

Deckstein normaler hieb.jpgDeckstein scharfer hieb.jpg
normaler Hiebscharfer Hieb

Merkmale der altdeutschen Deckung sind:

   * unterschiedliche Steinhöhe 
   * unterschiedliche Steinbreite in einem Gebinde
   * eingebundene Orte

Aus diesem Grund werden die Decksteine nicht in festen Größen, sondern in Sortierungen geliefert. Auf dem Dach beginnt man an der Traufe mit den großen Steinen. Zum First hin werden die Steine kleiner. Zusätzlich wird zur Verbesserung der Regensicherheit mit Gebindesteigung eingedeckt. Mehr Informationen dazu finden Sie unter altdeutsche Dachdeckung.

Die Schiefer sind innerhalb der Überdeckung zu lochen und je nach Steingröße mit mindestens zwei oder drei Nägeln zu befestigen. Die Lochung hängt von der Kopfform des verwendeten Nagels ab. Nägel mit Flachkopf erfordern eine andere Lochung als Nägel mit Senkkopf.

Da Steine unterschiedlicher Breite in einem Gebinde verarbeitet werden, kann es nötig werden zu übersetzen. Lesen Sie dazu mehr hier

Bezeichnungen

Schuppe mit bez.gif

Die Bezeichnungen des Decksteins rühren daher, dass der Dachdecker, der im Winter auf der Grube die Steine für das kommende Jahr vorbereitete, im Freien saß und Wind und Wetter ausgesetzt war. Dabei auf der Haubank sitzend plagt ihn das Zipperlein und er bekam einen 'runden' und schmerzenden Rücken. Skizziert man sich also einen solchen geplagten Dachdecker auf einen Deckstein und ordnet Fußspitze und Decksteinspitze einander zu, so ist eine Verwechslung von Rücken und Fuss am Deckstein ausgeschlossen. Der hier abgebildete Stein ist ein rechter Deckstein,der für eine Rechtsdeckung (von links nach rechts) geeignet ist. Bei der Steingröße wird zuerst die Steinhöhe und dann die Steinbreite angegeben. Die Bezeichnung 22/18 bedeutet also

Steinhöhe: 22 cm Steinbreite: 18 cm

Hier abgebildet ist ein rechter Deckstein. Beim rechten Deckstein ist die Spitze rechts und er wird für eine Rechtsdeckung (von links nach rechts) eingesetzt. Umgekehrt ist beim linken Deckstein die Spitze links und er wird für die Linksdeckung eingesetzt. Bei der Entscheidung ist jeweils zu beachten, dass die Absplitterung an Rücken und Fuss auf der Oberseite des Steines sein müssen.

Bei Decksteinen sind weiterhin die in der folgenden Zeichnung angegebenen Bezeichnungen üblich: Deckstein bez winkel.jpg

Bei der Decksteinbezeichnung ist zu beachten, dass die Steinbreite nicht am Fuss, sondern an der breitesten Stelle des Steines (auf der Gebindelinie) gemessen wird.

Hieb

Geometrie

Normaler hieb.gif Scharfer hieb.gif
normaler Hieb scharfer Hieb

Die nachfolgende Tabelle beschreibt den Zusammenhang zwischen Rücken- und Brustwinkel, Höhen- und Seitenüberdeckung bei den Decksteinen im scharfen und normalen Hieb.


normaler Hieb scharfer Hieb
Höhenüberdeckung 29% 29%
Seitenüberdeckung 29% 38%
Rückenwinkel 125° 135°
Brustwinkel 74° 65°

Die Prozentzahlen beziehen sich immer auf die Steinhöhe.

Würde man die Seitenüberdeckung als Prozentanteil der Steinbreite ermitteln, würde das bedeuten,
dass beim altdeutschen Dach die Steine in einem Gebinde unterschiedliche Seitenüberdeckung
hätten - schmale Deckstein weniger als breite Deckstein. In einem Gebinde müssen aber 
alle Decksteine die gleiche Überdeckung haben. 


In der nachfolgenden Darstellung sieht man deutlich den Unterschied in der Seitenüberdeckung bei gleicher Steinhöhe der Decksteine. Rot ist die Überdeckung des Decksteins im normalen Hieb (oberer Stein) gekennzeichnet.

Ueberdvgl.jpg

Warum scharfer und normaler Hieb

Da in der altdeutschen Deckung Steine unterschiedlicher Größe eingesetzt werden, wird bei kleiner werdenden Steinen auch die Überdeckung kleiner, die sich aus der Steinhöhe ergibt.Im normalen Hieb würde dann irgendwann die Mindestüberdeckung unterschritten werden. Bei einer Unterschreitung der Seitenüberdeckung wechselt man deshalb zu einem Stein des sogenannten scharfen Hiebes. Dadurch konnten auch kleinere Steine eingesetzt werden,die die nötige Seitenüberdeckung gewährleisten konnten.

Heute sind die Steingrößen und Überdeckungen durch Tabellen in den Fachregeln des Dachdeckerhandwerks geregelt.

stumpfer Hieb

Stumpfer hieb.gif
Der Vollständigkeit halber sei auch erwähnt, dass es noch einen sogenannten stumpfen Hieb gibt, der aber in den alten Bundesländern selten bis gar nicht eingedeckt wird. Seine Geometrie ist ein wenig komplexer, als die Geometrie der in Westfalen bekannten Hiebformen.

Behauen eines Deckstein

Beim Behauen eines Decksteins sind eine Reihe von Regeln zu beachten. Zunächst wird die Brust von der sichtbaren Seite des Steins behauen, da die Brustkante scharf sein soll. Danach wird der Stein gewendet.

Als letztes wird immer der Kopf behauen. Somit kann man nämlich die Steingröße korrigieren, wenn beim Behauen vom Fuss die Spitze wegbrechen sollte. Wäre zu dieser Zeit der Kopf behauen, wäre der Stein unbrauchbar, weil zu klein.

Im folgenden sieht man die Reihenfolge beim Behauen durch einen Rechtshänder. Die Steine sind von der Rückseite abgebildet.

Linker stein.png Linker Deckstein
  • Brust
  • wenden
  • Fuss
  • Rücken
  • Kopf


Rechter stein.png Rechter Deckstein
  • Brust
  • wenden
  • Rücken
  • Fuss
  • Kopf

Lochung

Die Schiefer sind je nach Größe mit mindestens zwei bzw dreiNägelnzu befestigen. Besondere Regeln gelten für Randsteine.

Lochung der Schiefer


Die Lochung richtet sich bei Schiefer nach der Kopfform des Schiefers. Wie man in der Skizze in der Mitte des Bildes sieht, müssen die Schiefer bei der Verwendung von Nägeln mit Senkkopf von der Rückseite gelocht werden, damit ein Krater entsteht, in den sich der Nagelkopf versenken kann.

Flachköpfe dagegen halten den Schiefer am besten, wenn der Kopf voll aufliegt. Dazu muss der Stein von der Vorderseite gelocht werden. Bis zu einer Steingröße von 24 cm sind mindestens 2 Befestigungsmittel, darüber mindestens drei Befestigungsmittel erforderlich. Während Firststeine nur in der Seitenüberdeckung befestigt werden, sollte normalerweise mindestens ein Nagel am Kopf und an der Brust verwendet werden. Der Schiefer sollte entsprechend mindestens drei bzw vier Löcher erhalten, da auf Grund des Schwundes des Schalung größere Fugen auftreten können und ein Nagel ins 'Leere' stoßen könnte.