Dachkonstruktionen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. August 2015, 19:22 Uhr

Sparrendach und Kehlbalkendach

Sparren-/Widerlagerdach

Sparrendach.gif Beim einfachen Sparrendach bilden zwei Sparren und ein Deckenbalken (oder die Betondecke des letzten Geschosses) ein unverschiebliches Dreieck.

Beim Sparrendach besteht die waagerechte Decke aus einem Holzbalken. Beim Widerlagerdach besteht die waagerechte Decke aus Beton.

Die durch die Eigenlast und Verkehrslasten entstehenden Kräfte verursachen in den Sparren Druckkräfte und in der Decke Zugkräfte, die sich gegenseitig kompensieren. Die Druckkräfte werden am Sparrenfuss durch Schwellhölzer ins Widerlager übertragen. Die durch die Dachlasten auftretenden Kräfte werden unmittelbar in die Außenwände geleitet, ohne die Decke statisch zu belasten. Sparren stehen im Firstbereich lediglich gegeneinander und bilden ein Gelenk. In Längsrichtung muss die Steifigkeit durch besondere Maßnahmen gewährleistet werden. Die Dachlatten stellen keine Sicherheit gegen das Umkippen aller Sparrenpaare dar (Dreieck besteht, Viereck vergeht). Deswegen werden diagonal auf die Sparren sogenannte Windrispen genagelt.

Die Mindestdachneigung eines Sparren-/Widerlagerdaches beträgt 30°, weil bei flacheren Neigungen die Zugkräfte im Deckenbalken zu groß werden.

Ein Sparrendach erkennt man an folgenden Merkmalen:

  • Stützenfreier Dachraum
  • keine Aufbauten wie Gauben oder große Fenster
  • keine erkennbaren Pfettenköpfe an den Giebeln
  • ein Knick im Sparren im Bereich der Traufe
  • das Sparrendach läßt sich nur als Satteldach ausführen.

Achtung:

Es darf bei dieser Dachform ohne statischen Nachweis nur ein Sparren ausgewechselt werden.

Blick auf Längsseite eines Sparrendaches


Kehlbalkendach

Kehlbalkendach.gif
Das Kehlbalkendach ist eine Sonderform des Sparrendaches.

Sparren werden durch querliegende Balken (Kehlbalken) gegeneinander ausgesteift.

Im Firstbereich sind die Sparren gegeneinandergestellt und bilden wie beim Sparrendach ein Gelenk. Durch die Kehlbalken stützen sich die Sparren gegenseitig und es sind größere Sparrenlängen als beim Sparrendach möglich. Die Durchbiegung auf Grund von Windkräften wird durch den Kehlbalken minimiert. Die Kräfteübertragung auf die Dachdecke entspricht der Üertragung beim Sparrendach.

Die Längsteifigkeit kann beim Kehlbalkendach, wie bei einem Sparrendach, mit Dreiecken durch den Einsatz von Windrispen sichergestellt werden.

Alternativ kann man die Kehlbalkenlage mit OSB Platten "beplanken". Wie die Rückwande in Schränken dafür sorgen, dass diese nicht umkippen (siehe Bild) sorgt die Beplankung für ein unverschiebliches Viereck,

Schrank viereck.png


Diese Platte steift den Dachstuhl wie im abgebildeten Schrank in Längsrichtung aus und wird "Scheibe" genannt.

Traufdetail

Widerlager sparrendach.png
Um die horizontalen Kräfte aufzunehmen muß beim Sparren- und Kehlbalkedach am Fuß ein Widerlager vorhanden sein. Ansonsten würde das Dach durch sein Eigengewicht zusammenbrechen. Diese sind je nach Gegebenheit unterschiedlich ausgebildet.

Das linke Detail zeigt den Anschluss eines Sparrens mit einem einfachen Versatz an eine Holzbalkendecke (Sparrendach). Um an ein solches Dach eine Dachrinne anschlagen zu können, werden Aufschieblinge angebracht. Diese verbinden das überstehende Ende des Deckenbalkens mit dem Sparren und führen zu dem für diese Konstruktion typischen Dachknick im Bereich der Traufe. Der einfach Versatz ist hierbei eine zimmermannsmäßige Verbindung. Eine Verbindung mit vorgeformten Blechteilen wird als ingenieurmäßige Verbindung bezeichnet.

Das rechte Detail zeigt den Anschluß eines Sparrens an eine Stahlbetondecke (Widerlagerdach). In diesem Fall bestehen Widerlager und Decke aus einem Guß. Die Krafteinleitung der Sparren in die Decke wird duch eine Schwelle gleichmäßig verteilt. Zur Herstellung eines Dachüberstandes wurde der Sparren geschlitzt und mit einer Knagge versehen. Anstelle eines kostenintensiven, betonierten Widerlagers ist auch der Einsatz von ingenieurmäßigen Verbindungen mit Blechformteilen denkbar.


Holzverbindungen

Die Holzverbindungen können dabei gezapft, überblattet oder mit Blechverbindungen (Nagelplatten) hergestellt werden.

Firstdetail

Holzverbindung am First mit Nagelplatten


Pfettendach

Pfettendach.gif Sparren werden durch darunterliegende längs laufende Balken (Pfetten) getragen, die wiederum über Stützen (Stiele) oder Wände die Kräfte in den Bereich der Decke des darunterliegenden Geschosses ableiten.

Im Gegensatz zum Sparrendach haben die Sparren von Pfettendächern Kerven imt denen sie auf den Pfetten aufliegen. In den meisten Fällen werden bei Satteldächern drei Auflager (Pfetten) pro Seite eingebaut. Diese werden Fuß-, Mittel- und Firstpfette genannt.

Im nebenstehenden Bild fehlt die Firstpfette und die Sparren ragen frei über die Mittelpfette. Dieser überstehende Sparrenteil wird Kragarm genannt. Am First stehen die Sparren lose voreinander und werden nicht miteinander verbunden.

Vorteile einer Pfettendachkonstruktion:

  • Die beiden Dachhälften sind statisch voneinander unabhängig
  • Es können beliebig viele Sparren für Gauben und Dachfenster ausgewechselt werden. Die gewechselten Sparren sind dabei in ihrer Lage z. B. durch Abstützen zu sichern.



Fuss pfettendach01.pngFuss pfettendach02.png
Es gibt mehrere Möglichkeiten den Fuß beim Pfettendach auszubilden. Zwei Möglichkeiten sollen hier schematisch vorgestellt werden. Da die horizontalen Kräfte bereits durch die Pfetten aufgenommen werden, sind am Fuß keine Widerlager erforderlich.

Pfettend laengs.png Für Stabilität in Längsrichtung des Daches sorgen sogenannte Kopfbänder, die parallel zum First eingebaut werden.
Kopfband


Je nach der Anzahl Stützen, die die Sparren tragen, spricht man vom

  • einfach stehenden Pfettendachstuhl
  • zweifach stehenden Pfettendachstuhl
  • dreifach stehenden Pfettendachstuhl
  • usw.

Sie sind in der folgenden Abbildung dargestellt.

Pfettendachstühle im Vergleich


Lastverteilung

Lastverteilung.png

Während beim Pfettendach nur senkrechte Kräfte auf den Dachboden wirken, treten beim Sparrendach auch waagerechte Kräfte auf. Falls diese nicht ausreichend berücksichtigt werden, können die Mauern, auf die die Sparren aufliegen nach außen gedrückt werden.

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